Wie alt es de Kärmesmann?

Kirmesmann Bild 1

Einst eine große, stattliche Figur um die zwei Meter. Was hat sie alles gesehen! Die Bombennacht vom 28.12.1944 überlebt, aufbewahrt auf Speichern, in Kellern, in Schränken, in Schuppen, ... bis auf wenige Tage im Jahr.

Der Klaus Hof hat Sie um cm gekürzt, damit sie in ein Spind passte, der Andi Hof war der Überzeugung, sie dürfte nicht größer sein als er, und kappte sie diesmal um die nötigen (sehr viele) Dezimeter und unter Michael Hof wurde ihr eine neue Nase verpasst.
Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg brachte für die Wollendorfer Burschen viele Neuerungen. Eine davon war der Wollendorfer Kärmesmann.
Die Wollendorfer Burschen hatten etwas Ähnliches auf einer schwarzen Tour, die sie mit dem Rheinschiff "Roland" unternahmen, gesehen und wollten dies auch in ihrem Dörfchen umsetzen.
Die Schusterwerkstatt des Meister "Kögler" war von der damaligen Jugend gut besucht und so ergab es sich, dass das Ansinnen der Burschen das Gehör des Mannes fand. Kögler galt als Erfinder und Dichter (von Spottreimen), ein Hans Sachs von Wollendorf. Er stammte, wie es hieß, aus dem Riesengebirge.
Kögler erbot sich den Burschen den Kopf für eine Kirmespuppe zu schnitzen.
So geschah es auch. Eine Rechnung wurde den Burschen nicht gestellt.
Pünktlich zum Kirmes 1926 wurde, am Kirmesbaum des Vereinslokals (damals Römerbrunnen), dann unser neugeborener Kirmesmann befestigt, welcher dann auch die Kirmestage über treu Wacht hielt und es nie zu Streitigkeiten kommen ließ
Doch ganz so war es dann doch nicht.

Kirmesmann Bild 2

Dem Kirmesmann hatte man, dass er nicht verhungere selbstverständlich ein Stück vom guten Quätschekooche in die Hand gegeben und weil er auch dem Tabak zugetan war gab man ihm auch eine "Tonerdene Peif" in den Mund. Gegen möglichen "Katzenjammer auch Kater genannt", hing man an diese Pfeife noch einen Salzhering. Da sowohl der Hering als auch der goode Koche recht saftig waren begannen beide mäßig aber regelmäßig vom hohen Kirmesbaum herab zu tropfen.
Der Hund des Vereinswirtes bemerkte dies recht bald und wich nicht mehr unter dem Baume fort, sondern blickte die gesamte Kirmes hungrig in Erwartung des nächsten Tropfens hinauf zum Kirmesmann. Welch ein Anblick! Und mal wieder Dorfgespräch.
Vielleicht bemerkte man es dadurch. Seltsamerweise hatte der Kirmesmann Ähnlichkeit mit einem Wollendorfer Bürger dem "ahl XXX", der auch gerne einen trank.
Der XXX hat sich dann nicht nur beschwert, sondern den Verein beim Dorfpolizist (damals noch neben Lehrer und Pfarrer Autorität im Ort) angezeigt. Doch die Burschen hatten den Kopf nicht gemacht und waren sich natürlich keiner Schuld bewusst. Verflucht wer Böses von ihnen denkt. Und die Jungen wussten sich zu helfen.
Kurzerhand wurde der Kopf schwarz gefärbt und so jede "Ähnlichkeit" überpinselt. Große Worte wurden nicht gemacht.
Allein intern bediente man sich bei der Kirmes 1927 der folgenden Sprachregelung: "Nun wurde die Kirmes in Gestalt unseres hochverehrten Pontius Pilatus Spekelatius abgeholt und hielt in allen Lokalen seine Einkehr."